Dieselpest. Was hilft, wie man sich dagegen schützt.

Dieselpest - Was ist das eigentlich?

Von Jahr zu Jahr treten auf See immer häufiger Probleme mit Dieselmotoren auf, die plötzlich wegen der sogenannten Dieselpest ihren Dienst versagen. Die DGzRS wird nach eigenen Aussagen daher immer öfter um Schlepphilfe gebeten. Der nautische Pannendienst „Seahelp“ sprach bereits 2014 davon, dass rund ein Drittel aller Einsätze auf die Dieselpest zurückzuführen sind. Bei einer Reihenuntersuchung wiesen über 80% der Bootsmotoren Verunreinigungen auf.

In den letzten Jahren ist der Bioanteil in Dieselkraftstoffen kontinuierlich gestiegen. Zunächst galt ab 2007 die Verwendungspflicht von 4,4 % Bioanteil, der schließlich 2009 in der Kraftstoff-Norm EN 590 auf 7 % erhöht wurde. Genau dieser Bioanteil im Dieselkraftstoff bietet hervorragende Entwicklungs- und Lebensbedingungen für Mikroorganismen, Bakterien und Pilze. Wachsen diese Organismen übermäßig, entsteht ein regelrechter Bio-Schlamm, der letztlich in Kraftstofffilter und Einspritzdüsen gelangt und die Kraftstoffversorgung verstopft.

Bei PKW tritt dieses Problem nicht nennenswert auf, da der Diesel selten lange im Tank bleibt, sondern stetig verbraucht wird. Die Standzeiten von Booten indes sind meistens länger, die Mikroorganismen können sich in dieser Zeit verbreiten. Auch an einigen, nicht stark frequentierten Schiffstankstellen wird der Dieselkraftstoff häufig nicht so schnell vertankt, so dass bereits hier das Dilemma seinen Lauf nehmen kann.

Kommen dann noch warme Temperaturen dazu, bietet das einen noch besseren Nährboden für Bakterien, Hefen und Pilze im Tank.

Wie macht sich die Dieselpest bemerkbar?

Durch die Verstopfung des Kraftstoffsystem gelangt zu wenig Diesel in den Motor und  kommt es zunächst häufig zu einem unruhigen Lauf des Motors, einem „stottern“. Bei gänzlicher Verstopfung fällt der Motor dann ganz aus.

Vor allem bei starkem Seegang wird der Tank meistens ordentlich durchgeschüttelt und der Schlamm wird so aufgewirbelt, in die Kraftstoffleitungen, den Filter und in die Einspritzdüsen gespült.

Diesel_DIN_EN_590

Biodiesel frühzeitig austauschen

Eine der wirksamsten Methoden zur Vorbeugung ist das rechtzeitige Austauschen des Biodiesels. Langes Stehen des Kraftstoffs unterstützt die Vermehrung der Mikroorganismen erheblich. Daher sollte der Biodiesel spätestens nach 6 Monaten verbraucht oder ausgetauscht werden.

Bei der Einwinterung des Bootes im Herbst nach der Saison sollte der Tank vollständig entleert und ggf. gereinigt werden, wenn es erste Anzeichen für Bioschlamm gibt. Einige Eigner schwören darauf, den Tank vor dem Winterlager vollständig zu befüllen, um Wasseransammlungen, z.B. durch Kondensierung, zu vermeiden. Im Dieselkraftstoff ist jedoch bereits Wasser enthalten, laut EU-Norm EN 590 bis zu 200 Milligramm pro Kilogramm Kraftstoff (Biodiesel: bis zu 500 Milligramm), außerdem gelangt auch über die Entlüftungsdüsen Wasser in den Tank. Steigen dann die Temperaturen im Frühjahr oder liegt das Boot gar in einer beheizten, warmen Halle, wird der Tank so zu einer wahren Brutstätte.

Die Ausscheidungen der Bakterien bestehen zu dem aus Schwefelwasserstoff, der dauerhafte Schäden an den Tankwänden und Motorteilen verursachen kann.

Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, entleert den Tank vorm Winterlager vollständig und reinigt ihn mechanisch.

Dieselfilter

Zusätze für den Dieseltank

Im Zubehör-Handel und bei servicebetrieben gibt es zahlreiche Additive, also Zusätze, die dem Kraftstoff beigemischt werden können. Diese Additive bekämpfen die Bildung von Bakterien, Pilzen und Hefen. Außerdem reinigen viele dieser Zusätze den Motor von Verbrennungsrückständen und schützen vor Korrosion. Somit wird für eine ungestörte Dieselzufuhr gesorgt und Verstopfungen vorgebeugt.  Additive sollten stets vorbeugend beigemischt werden, denn wenn der Diesel erst einmal „verseucht“ ist, hilft nur noch eine aufwendige und oft teure Tankreinigung.

Darüber hinaus gibt es Test-Sets, um den Diesel auf den übermäßigen Befall von Mikroorganismen zu überprüfen. Eine regelmäßige Kontrolle ist ratsam, um bösen Überraschungen vorzubeugen.

 

Bootstankstelle-Diesel

Reinigung des Tanks

Wenn es zu spät ist und die Dieselpest den Tank bereits befallen hat, hilft nur eine professionell durchgeführte Tankreinigung und Säuberung des Kraftstoffsystems. Hilfreich dabei ist eine Inspektionsluke im Tank, durch die die Reinigung erfolgen kann. Solche Luken könen auch nachgerüstet werden.

Zusätzlich zur Tankreinigung muss danach das Kraftstoffsystem gereinigt werden, um auch hier Rückstände zu entfernen. Auch dafür gibt es entsprechende Additive, welche das Kraftstoffsystem und den Motor von Rückständen und Verklebungen  befreien.