Dieselpest: Was hilft, wie man sich dagegen schützt

Dieselpest führt in vielen Fällen zu erheblichen Motorschäden bei Booten. Wie Dieselpest entsteht, wie man ihr vorbeugen kann und was Eigner dagegen unternehmen können, klären wir im Ratgeber. 

Bei einem Großteil der Einsätze der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) handelt es sich um Schlepphilfe von Segelyachten, deren Motoren ihren Dienst versagen. Häufiger Grund: die sogenannte Dieselpest. In vielen Fällen kann sie zu teils erheblichen Motorschäden am Boot führen und ist damit ein ernstzunehmendes Thema für Bootseigner. In unserem Ratgeber klären wir alles Wichtige zum Thema.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung von Dieselpest: Die häufigsten Ursachen

In den letzten Jahren ist der Bioanteil in Dieselkraftstoffen kontinuierlich gestiegen. Zunächst galt ab 2007 die Verwendungspflicht von 4,4 % Bioanteil, der schließlich 2009 in der Kraftstoff-Norm EN 590 auf 7 % erhöht wurde.

Genau dieser Bioanteil im Dieselkraftstoff bietet hervorragende Entwicklungs- und Lebensbedingungen sowie Nährstoffe für Mikroorganismen, Bakterien und Pilze. Kommen dann noch warme Temperaturen dazu, bietet das einen noch besseren Nährboden für die Dieselpest. Wachsen diese Organismen übermäßig, entsteht ein regelrechter Bioschlamm, der letztlich in Kraftstofffilter und Einspritzdüsen gelangt und die Kraftstoffversorgung verstopft.

Die Ausscheidungen der Bakterien bestehen zudem aus Schwefelwasserstoff, der dauerhafte Schäden an den Tankwänden und Motorteilen verursachen kann.

Die 3 wichtigsten Faktoren zur Entstehung von Dieselpest

Grafik Dieselpest Entstehung

Wo Dieselpest auftritt

Bei Dieselmotoren von PKWs tritt Dieselpest nicht nennenswert auf. Der Diesel wird stetig verbraucht und bleibt selten für einen längeren Zeitraum im Tank. Bei größeren Fahrzeugen mit längerer Standzeit, wie zum Beispiel Campern oder Wohnmobilen ist die Wahrscheinlichkeit, dass Diesel auftritt bereits höher.

Auch bei Booten sind die Standzeiten meistens länger. Mikroorganismen können sich in dieser Zeit bestens verbreiten. An einigen, nicht stark frequentierten Schiffstankstellen wird der Dieselkraftstoff häufig nicht so schnell verdankt, sodass bereits hier das Dilemma seinen Lauf nehmen kann.

Anzeichen für Dieselpest

Durch die Verstopfung des Kraftstoffsystem gelangt zu wenig Diesel in den Motor und es kommt zunächst häufig zu einem unruhigen Lauf des Motors, einem „Stottern“. Bei gänzlicher Verstopfung fällt der Motor dann ganz aus, weil kein Kraftstoff mehr in den Kreislauf gelangen kann. Oft wird bemerkt, dass mit dem Motorlauf irgendetwas nicht stimmt, wenn es schon zu spät ist.

Vor allem bei starkem Seegang wird der Tank meistens ordentlich durchgeschüttelt, der Schlamm wird aufgewirbelt und in die Kraftstoffleitungen, den Filter und in die Einspritzdüsen gespült. Daher mehren sich auch die Fälle, in denen Segelyachten in den sicheren Hafen abgeschleppt werden müssen, da sie bei schwerem Wetter häufig nicht mehr in der Lage sind, sicher nur unter Segeln zu manövrieren, nicht in eine Legerwall-Situation zu kommen oder keine Chance gegen Tidenstrom haben.

Dieselbest vorbeugen: So lassen sich Schäden vermeiden

Es gibt mehrere Methoden, um einer Dieselpest effektiv vorzubeugen. Dazu gehören:

  • Biodiesel rechtzeitig austauschen
  • Tank beim Einwintern entleeren
  • Dem Diesel Additive beimischen
  • Regelmäßige Kontrolle auf Mikroorganismen
  • Vermeidung der Dieselpest durch alternative Kraftstoffe

Biodiesel rechtzeitig austauschen

Eine der wirksamsten Methoden zur Vorbeugung ist das rechtzeitige Austauschen des Biodiesels. Langes Stehen des Kraftstoffs unterstützt die Vermehrung der Mikroorganismen erheblich. Daher sollte der Biodiesel spätestens nach 6 Monaten verbraucht oder ausgetauscht werden.

Tank beim Einwintern entleeren

Bei der Einwinterung des Bootes im Herbst nach der Saison sollte der Tank vollständig entleert und ggf. gereinigt werden, wenn es erste Anzeichen für Bioschlamm gibt. Einige Eigner schwören darauf, den Tank vor dem Winterlager vollständig zu befüllen, um Wasseransammlungen, z.B. durch Kondensierung, zu vermeiden.

Im Dieselkraftstoff ist jedoch bereits Wasser enthalten, laut EU-Norm EN 590 bis zu 200 Milligramm pro Kilogramm Kraftstoff (Biodiesel: bis zu 500 Milligramm), außerdem gelangt auch über die Entlüftungsdüsen Wasser in den Tank. Steigen dann die Temperaturen im Frühjahr oder liegt das Boot gar in einer beheizten, warmen Halle, wird der Tank so zu einer wahren Brutstätte.

Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, entleert den Tank vorm Winterlager vollständig und reinigt ihn mechanisch.

Dieselfilter
Ein  neuer Dieselfilter. Foto: Stephan Boden

Dem Dieseltank Additive beimischen

Im Zubehör-Handel und bei Servicebetrieben gibt es zahlreiche Additive, also Zusätze, die dem Kraftstoff beigemischt werden können. Diese Additive bekämpfen die Bildung von Bakterien, Pilzen und Hefen. Außerdem reinigen viele dieser Zusätze den Motor von Verbrennungsrückständen und schützen vor Korrosion. Somit wird für eine ungestörte Dieselzufuhr gesorgt und Verstopfungen vorgebeugt.

Additive sollten stets vorbeugend beigemischt werden, denn wenn der Diesel erst einmal „verseucht“ ist, hilft nur noch eine aufwendige und oft teure Tankreinigung. Aber auch eine sogenannte „Schockdosierung“ ist mit einigen dieser Dieselzusätze möglich.

Die Mischungsverhältnisse sollten in jedem Fall penibel eingehalten werden, um keine Schäden am Motor zu verursachen. Zu beachten ist auch: Nicht jedes Additiv eignet sich für jeden Motor. In jedem Falle sollte vor der Verwendung mit einem Fachbetrieb oder dem Motorenhersteller abgeklärt werden, welche Zusätze problemlos nutzbar sind.

Wichtig: Bei der Verwendung von biozidhaltigen Additiven muss die Chemikalien-Verbotsverordnung dringend beachtet werden. Viele wirksame Mittel zur Bekämpfung der Dieselpest dürfen nur von gewerblichen Anwendern benutz werden.

Regelmäßige Kontrolle auf Mikroorganismen

Auf dem Markt gibt es zahlreiche Test-Sets, um den Diesel auf den übermäßigen Befall von Mikroorganismen zu überprüfen. Eine regelmäßige Kontrolle des vertankten Diesels ist ratsam, um bösen Überraschungen vorzubeugen.

Bootstankstelle-Diesel
Der Diesel sollte etwa alle 6 Monate ausgetauscht werden. Foto: Stephan Boden

Vermeidung von Dieselpest durch alternative Kraftstoffe

Bis zum Frühjahr 2024 galten Kraftstoffe ohne Bio-Anteil als einzige Lösung, Dieselpest im Tank zu verhindern. Diese Sorten von Diesel finden sich jedoch meistens nicht an Schiffstankstellen, sondern müssen per Kanister zum Boot transportiert werden.

Seit dem Frühjahr 2024 sind nun vom Gesetzgeber auch HVO-Diesel für den Vertrieb an Tankstellen zugelassen. Dieser Dieselkraftstoff verursacht weniger CO₂-Emissionen und ist nicht anfällig für die Entstehung von Bioschlamm, sprich Dieselpest.

HVO-Diesel wird aus hydriertem Pflanzenöl hergestellt, wie zum Beispiel altem Frittenfett. Viele Tankstellenketten rüsten derzeit nach und so ist der alternative Kraftstoff bereits an vielen Orten erhältlich. Die Mehrkosten betragen, ähnlich wie bei Diesel ohne Bio-Anteil, zwischen etwa 5-20 Cent pro Liter.

Da vor allem Bootsbesitzer das Problem mit der Dieselpest haben, ist damit zu rechnen, dass HVO mittelfristig auch an Bootstankstellen vertrieben wird.

Wichtig: Bitte erkundigen Sie sich vor der Verwendung von HVO-Diesel in jedem Fall einen Fachbetrieb oder den Motorenhersteller, ob die Verwendung dieses Kraftstoffart für Ihren Motor unbedenklich ist.

Dieselpest bekämpfen: Reinigung von Tank und Kraftstoffsystem

Wenn es zu spät ist und die Dieselpest den Tank bereits befallen hat, hilft nur eine professionell durchgeführte Tankreinigung und Säuberung des Kraftstoffsystems. Hilfreich dabei ist eine Inspektionsluke im Tank, durch die die Reinigung erfolgen kann. Solche Luken können auch nachgerüstet werden.

Zusätzlich zur Tankreinigung muss danach das Kraftstoffsystem gereinigt werden, um auch hier Rückstände zu entfernen. Auch dafür gibt es entsprechende Additive, welche das Kraftstoffsystem und den Motor von Rückständen und Verklebungen  befreien.

Prinzipiell ist eine Reinigung auch selbst durchführbar. Jedoch sollte beachtet werden, dass viele Eigner nicht die Möglichkeit haben, den abgepumpten Kraftstoff fachgerecht zu lagern und/oder zu entsorgen. Außerdem ist im Umgang mit dem eigentlich schwer entzündlichen Dieselkraftstoff zu beachten, dass zum Beispiel mit Diesel getränkte Lappen, die bei der Reinigung genutzt werden, schnell entzündbar sind. Auch hier muss fachgerecht vorgegangen werden.

In den meisten Fällen ist es deshalb ratsam, die Reinigung durch einen speziell dafür ausgestatteten Betrieb vornehmen zu lassen. Denn auch die Reinigung selbst muss äußerst gründlich durchgeführt werden. Bereits kleine Reste von Mikroorganismen, die nach einer nicht fachgerechten Tankreinigung im System verbleiben, vermehren sich anschließend sehr schnell.

Je nach Bootsgröße und vor allem Lage und Erreichbarkeit des Tanks kann eine Tankreinigung von einem Fachbetrieb um die 500 und mehr Euro kosten.

Dieselfilter
Ein Dieselfilter. Foto: Stephan Boden

Zusammenfassung: Alles Wichtige zur Dieselpest im Überblick

Gründe für die Entstehung von Dieselpest

  • Anteil biologischer Stoffe im Diesel (Nährstoffe)
  • Temperatur, Wärme
  • Wasserbildung
  • Lange Standzeit und Lagerung im Tank

Vorbeugung gegen Dieselpest

  • Diesel stets schnell verbrauchen, lange Standzeiten vermeiden
  • Tankstellen mit langer Lagerungszeit vermeiden
  • Biozidhaltige Additive
  • Tankinhalt im Winterlager abpumpen. Diesel reinigen und filtern
  • Tank vor dem Winterlager reinigen

Abhilfe bei Dieselpest

  • professionelle Tankreinigung
  • Reinigung des Kraftstoffsystems und Austausch der Filter